(Quelle: fliegermagazin)
Welche Rolle spielt die Messe INTERGEO für die private Fliegerei? Wir waren vor Ort und haben uns spannende Innovationen zeigen lassen!
Marc Corpataux, CEO von X-Eye, stellt eine mit einem Belly Pod ausgestattete Pipistrel Explorer vor, die auch in der Lage ist, größere Strecken, wie Bahnschienen oder Stromleitungen, betriebswirtschaftlich günstig zu überprüfen. Bild: Claudius Banani
Berlin war in diesem Jahr der Gastgeber für die weltweit führende Veranstaltung im Bereich Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement. Die Messe spielt auch eine Rolle für die private Fliegerei, denn Geodaten sind für Piloten von entscheidender Bedeutung, da sie Informationen über Gelände, Wetterbedingungen und Luftraumstrukturen liefern, was die Sicherheit und Effizienz des Fliegens verbessert. Ein Besuch auf der INTERGEO 2023 zeigt, wie diese Technologien die Welt der Luftfahrt und deren Zukunft beeinflussen.
h-aero – Kombination aus Flugzeug, Hubschrauber und Ballon
Wir sprachen mit Dr. Csaba Singer, dem Gründer und CEO von Hybrid-Airplane Technologies GmbH. Er ist seit der Gründung des Unternehmens bestrebt, nachhaltige Flugkonzepte zu entwickeln, die die herkömmlichen Ansätze übertreffen. Er hat sich die Frage gestellt, wie die Vorteile von Heißluftballonen, Flugzeugen und Hubschraubern miteinander kombiniert werden können. Das Ergebnis ist der auf der Messe vorgestellte h-aero, der durch eine Kombination aus statischem und dynamischem Auftrieb bessere Flugzeiten als andere Drohnen erzielt und vielseitig einsetzbar ist.
Der Gründer Dr. Csaba Singer ist bestrebt, die Vorteile von Heißluftballonen, Flugzeugen und Hubschraubern miteinander zu kombinieren. Die Nutzlast beträgt etwa drei Kilogramm, die Flugzeit bis zu 400 Minuten. In Zukunft plant man, mit einem Ballon als Zweisitzer über die Zugspitze zu fliegen. Foto: Claudius Banani
Die h-aero Flugsysteme ermöglichen den Transport von Nutzlasten bis zu drei Kilogramm und können dank Photovoltaik sowie Speichersystemen rund um die Uhr fliegen und aus der ganzen Welt ferngesteuert werden. Diese Technologie erinnert an den vierbeinigen Roboter von Boston Dynamics, jedoch schwebt der h-aero in der Luft.
Laut Dr. Singer wird die Nutzlast in den kommenden Jahren weiterwachsen, und es sei absehbar, dass man bereits in drei bis fünf Jahren mit einem Zweisitzer über die Zugspitze fliegen kann.
Was gibt es Neues bei den Unmanned Aero Vehicles (UAV)?
Die Zukunft der Luftfahrt wird nicht nur von traditionellen Flugzeugen geprägt, sondern auch von unbemannten Luftfahrzeugen. Am Stand von UAV DACH, des Verbands für unbemannte Luftfahrt, präsentierte sich ein faszinierendes Exemplar, das bereits heute autonom Lieferdienste durchführen kann.
Wir trafen uns mit Dieter Novotny, dem Produktmanager von AeroDCS, um den Nurflügler „Air Barrow Fuel Cell“ näher kennenzulernen. Dieses beeindruckende Fluggerät wird von sechs Rotoren und einem Frontpropeller angetrieben und verfügt über einen Batterie-Akku, der eine Flugzeit von eineinhalb bis zwei Stunden ermöglicht. Doch die Flexibilität dieses Modells hört hier nicht auf. Mit Wasserstoff als Treibstoff kann die Flugdauer auf bis zu sechs oder sieben Stunden erweitert werden. Der Nurflügler erreicht dabei eine maximale Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde und eine Reichweite von beeindruckenden 700 Kilometern.
Dieter Novotny, Produktmanager von AeroDCS, demonstriert wie man eine Wasserstoffflasche in den Nurflügler „Air Barrow Fuel Cell“ montiert, um damit 700 Kilometer Reichweite zu erreichen. Foto: Claudius Banani
Was dieses Modell besonders spannend macht, ist seine Fähigkeit, autonom zu agieren. Somit können zum Beispiel medizinische Lieferungen weitgehend eigenständig durchgeführt werden. Die Steuerung erfolgt dabei entweder per 5G oder über Satellitenverbindungen. Dies eröffnet eine Vielzahl von Möglichkeiten, insbesondere in Situationen, in denen schnelle und präzise Lieferungen gefragt sind.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ist die Seitenwindempfindlichkeit des Nurflüglers. Mit einer Toleranz von bis zu 50 Kilometern pro Stunde kann er auch unter herausfordernden Bedingungen erfolgreich eingesetzt werden. Doch trotz all dieser beeindruckenden Eigenschaften steht die regulatorische Freigabe für den professionellen Einsatz außerhalb der Sichtweite noch aus. Dennoch zeigen Entwicklungen wie diese, dass unbemannte Luftfahrzeuge eine vielversprechende Zukunft in der Luftfahrtbranche haben und innovative Lösungen für die Lieferung von Gütern bieten.
Ein weiteres Highlight auf der INTERGEO 2023 ist die innovative Geodatenaufnahmetechnologie von X-Eye, die sich mit einer besonderen Flugzeugausstattung präsentiert. Bei einem Treffen mit dem CEO und Gründer von X-Eye, Marc Corpataux, konnten wir die Pipistrel Explorer in Augenschein nehmen, die mit einem sogenannten „Belly Pod“ ausgestattet ist. Dieser ermöglicht die Anbringung verschiedener Sensoren mit bis zu 40 Kilogramm Gewicht direkt am Bauch des Flugzeugs.
Marc Corpataux, CEO von X-Eye, stellt eine mit einem Belly Pod ausgestattete Pipistrel Explorer vor, die auch in der Lage ist, größere Strecken, wie Bahnschienen oder Stromleitungen, betriebswirtschaftlich günstig zu überprüfen. Marc Corpataux, CEO von X-Eye, stellt eine mit einem Belly Pod ausgestattete Pipistrel Explorer vor, die auch in der Lage ist, größere Strecken, wie Bahnschienen oder Stromleitungen, betriebswirtschaftlich günstig zu überprüfen. Foto: Claudius Banani Bild: Claudius Banani
Ein entscheidender Vorteil der Pipistrel Explorer gegenüber Drohnen liegt in ihrer erheblich längeren Flugzeit, angetrieben durch bleifreien Flugzeugkraftstoff. Während Drohnen üblicherweise bei kleineren Strecken ihre Stärken haben, wird die Pipistrel Explorer immer dann zur idealen Wahl, wenn es um die Bewältigung großer Entfernungen geht. Sie bietet bis zu sechs Stunden Flugzeit und verbraucht dabei lediglich rund 12 Liter Sprit pro Stunde. Dies macht sie zu einer äußerst kosteneffizienten Lösung für die Geodatenaufnahme über längere Strecken.
Diamond DA62 mit Somag GSM 4000: Höchste Präzision in der Luftbildvermessung
Auf der INTERGEO 2023 präsentiert sich die Diamond DA62 in Verbindung mit dem Somag GSM 4000 als bemerkenswerte Kombination für die Luftbildvermessung. Mario Spiegel aus dem Vertrieb von Diamond führte uns in die Vorzüge der Special Mission Aircraft Division des Unternehmens ein. Hier werden speziell in die Flugzeugtypen DA42 und DA62 Sensoren integriert und zugelassen, was die Grundlage für hochpräzise Luftbildvermessung schafft.
Diamond DA62 mit Somag GSM 4000: Höchste Präzision in der Luftbildvermessung. Die maximale Reichweite beträgt 1.488 Kilometer. Diamond DA62 mit Somag GSM 4000: Höchste Präzision in der Luftbildvermessung. Die maximale Reichweite beträgt 1488 Kilometer. Foto: Claudius Banani
Die so ausgestattete DA62 ist in der Lage, Kartenmaterial verschiedenster Art mit höchster Präzision zu erstellen. Die mehrmotorigen Diamond-Typen zeichnen sich durch ihren niedrigen Verbrauch aus und gelten als die umweltfreundlichsten ihrer Klasse auf dem Markt. Darüber hinaus sind sie in der Lage, eine beeindruckende Nutzlast mit an Bord zu nehmen, was für die Luftbildvermessung von großer Bedeutung ist.
Der Somag GSM 4000 Sensor ist eine Schlüsselkomponente dieses Systems und zeichnet sich durch seine einfache Montage aus. Er gleicht die Flugbewegungen aus, um sicherzustellen, dass der Sensor stets die gleiche Lage zur Erdoberfläche beibehält. Dies ermöglicht die Erstellung von hochwertigem Kartenmaterial für eine Vielzahl von Anwendungen, sei es in der Landvermessung, Umweltüberwachung oder Forschung.
Die INTERGEO 2023 in Berlin hat uns gezeigt, dass die Luftfahrt und Geodaten in enger Kooperation eine vielversprechende Zukunft gestalten. Von innovativen Nurflüglern bis hin zur kosteneffizienten Geodatenaufnahme und Luftbildvermessung mit höchster Präzision – diese Veranstaltung unterstreicht die aufregenden Entwicklungen in der allgemeinen Luftfahrt. Diese Entwicklungen werden nicht nur die Effizienz, sondern auch die Genauigkeit in der Luftfahrtbranche erheblich steigern.
Die Zukunft verspricht spannende Chancen für Piloten und Enthusiasten gleichermaßen, und wir können gespannt sein, wie diese aufstrebenden Technologien unsere Vorstellung von Luftfahrt und Raum weiter vertiefen werden.
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Über den Autor
Claudius Banani ist Jahrgang 1969, hat seit 20 Jahren eine PPL- und seit zwei Jahren eine UL-Lizenz. Der studierte Betriebswirt ist in der IT-Branche sowie als freier Journalist tätig und ist im Süden Deutschlands zuhause. Besonders interessieren ihn Themen rund um Nachhaltigkeit.
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