Ermittler üben deutliche Kritik an Ural-Airlines-Piloten

(Quelle: aero.de)

Flug U61383
Ural Airlines Airbus A320, © Ural Airlines

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MOSKAU – Die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija hat ihren Unfallbericht zur Notlandung des Airbus A320 von Ural Airlines in Sibirien abgeschlossen. Das Urteil ist eindeutig – die Ermittler legen den Piloten vor der Notlandung schwere handwerkliche Versäumnisse im Cockpit zur Last.

Aufgrund von Treibstoffmangel musste am 12. September 2023 der Airbus A320 mit der Kennung RA-73805 von Ural Airlines spektakulär in einem Kornfeld in der Nähe des Dorfes Kamenka notlanden.

Für die fliegerische Meisterleistung wurde die Besatzung entsprechend gefeiert, aber der offizielle Untersuchungsbericht von Rosawiazija erhebt schwere Vorwürfe gegen die Crew.

Der Flug U61383 führte von Sotschi nach Omsk, doch im Anflug kam es nach dem Ausfahren des Fahrwerks und der Klappen zu einer Fehlermeldung im Cockpit. Mit dem grünen Kreislauf war eines der drei farblich benannten Hydraulik-Systeme der A320 ausgefallen – gelb, grün und blau.

Daraufhin brach Kapitän Sergej Below und sein Copilot die Landung ab. Aufgrund der längeren Landebahn und der günstigeren Windverhältnisse entschied sich Below für einen Weiterflug zum Flughafen Tomaltschowo in Nowosibirsk. Also startete er durch und fuhr das Fahrwerk wieder ein.

Doch genau das passierte nicht, weil der Druck dazu nicht mehr ausreichte. Wie sich nun herausstellte, war die Ursache ein undichter Schlauch im Bereich des Stellzylinders des rechten Hauptfahrwerks.

Position des Fahrwerks nicht bestimmt

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Besatzung nicht realisierte, dass das Fahrwerk und die Klappen weiter ausgefahren blieben. Die Entscheidung, nach Nowosibirsk als Ausweichflugplatz zu fliegen, wird daher als “ungerechtfertigt” bezeichnet.

Laut Rosawiazija hätte der 2.500 Meter lange Runway in Omsk für eine sichere Landung ausgereicht – die im Fall der A320 benötigte Landestrecke bezifferten die Beamten auf 1856 Meter. Auch die Wetterbedingungen hätten nicht gegen eine sichere Landung in Omsk gesprochen.

Die Treibstoffberechnung der Crew erfolgte unter der Annahme, dass Fahrwerk und Landeklappen eingefahren sind. Somit fehlte für den Flug nach Nowosibirsk mindestens eine Treibstoffmasse von 1.300 Kilogramm. Außerdem fiel den Piloten im weiteren Verlauf des Fluges der erhöhte Treibstoffverbrauch nicht auf.

Gemäß dem Report gab es eine “suboptimale Verteilung der Arbeitslast der Besatzung, als die Flugbedingungen schwieriger wurden”. Dies ermöglichte keine “kompetente Entscheidung über das weitere Vorgehen im Falle eines Druckabfalls im grünen Hydraulik-System”. Somit blieb nur die Notlandung im Feld, rund 180 Kilometer von Nowosibirsk entfernt.

Notlandung “kompetent”

Diese Maßnahme werteten die Ermittler nach den vorausgehenden Fehlern allerdings als “einzig richtige und kompetente Entscheidung”. Sie sprachen die Empfehlung an die russischen Fluglinien aus, die Verfahren zur Treibstoffberechnung bei Zwischenfällen im Flug zu überprüfen. Die Pläne, die Maschine wieder aus dem Feld zu fliegen, laufen scheinbar immer noch.

© FLUG REVUE – Patrick Hoeveler Abb.: Ural Airlines

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