EBACE 2023: Die Business Aviation gastiert in Genf

(Quelle: fliegermagazin)

heft abonnieren


Bitte geben Sie eine gültige E-Mail ein.

Vom 23. bis 25. Mai findet die EBACE in Genf statt. Die Themen: Ist der Privatjet noch zeitgemäß? Welche Flugzeughersteller sind vor Ort? Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit?

Von Martin Schäfer

Vom 23. bis 25. Mai findet die EBACE in Genf statt.

Es ist wieder EBACE – heute geht’s los! In Genf gibt es Geschäftsreiseflugzeuge zum Anfassen. Für die größeren, auch auf Langstrecke tauglichen Maschinen sind Preise von 40 Millionen US-Dollar keine Seltenheit. Ist diese Art des Reisens noch zeitgemäß? Absolut! Bestimmte Einsätze der Aviatik lassen sich per Linienflug nur schwer realisieren. Werksverkehr mit hochqualifizierten Arbeitskräften oder sensiblen Teilen bei sehr freier Zeiteinteilung, Top-Management, das die Zeit im Flugzeug für die Arbeit nutzt, wie sie im Linienflug unmöglich wäre, medizinische Transporte – all das sind nur ein paar Beispiele für die Business Aviation.

EBACE: Damoklesschwert Klima?

Sie machen die Mehrheit aus, auch wenn es private Flüge vermögender Kunden natürlich ebenso gibt. Wie oft im verbotskreativen Deutschland ist schon das Klima für die Diskussion zu toxisch und der schnelle Temperaturanstieg einer hitzigen Neiddebatte geschuldet. Konstruktiver Diskurs? Fehlanzeige. Businessjets eignen sich ideal, um gesellschaftlich zu spalten und polemisch loszupoltern. Gehen darin verbal die Schleusen auf, lässt man deutschen Tugenden Neid und Missgunst sehr unfein freien Lauf. Doch um eine Meinung zum Thema bewusst auf die Zukunft auszurichten, müssen auch andere Ansichten gehört werden – und Fakten zählen.

Hauptthema der Podiumsdiskussionen ist der aktive Klimaschutz

Denn die Realität sieht anders aus: Laut einer IBA-Studie hat der weltweite Luftverkehr an den globalen CO₂-Emissionen einen Anteil von 3,1 Prozent. Der Verkehrsbereich macht insgesamt fast ein Viertel der Emissionen aus, wobei der Großteil des CO₂ im Straßenverkehr emittiert wird. Die meisten Emissionen entstehen in den Bereichen Strom/Wärme und Industrie. Haupt-CO₂-Emittenten sind China, Indien und die USA.

Dabei legt die Business Aviation, was den aktiven Klimaschutz angeht, unglaublich gut vor. Stichworte: Sustainable Aviation Fuel (SAF), Winglets, Folienbespannung der Außenhaut, neueste Flügel-Aerodynamik. Bei soviel Klimaschutz werden Neuerungen der Kabinen-Ausstattung dieser Tage in Genf schon fast zur Nebensache.

SAF – Sustainable AviationFuel ist in Genf zur EBACE verfügbar.

EBACE: Bringt Gulfstream seine brandneue G-800 nach Cointrin?

Der amerikanische Flugzeughersteller Gulfstream fliegt traditionell mit neuestem Gerät an den Genfer See. Was letztes Jahr die G-700 war, könnte diesmal die G800 sein. Bewusstes Ziel ist, einen Rekordflug einzuloggen. 2022 lag der bei sieben Stunden und 37 Minuten bei Mach 0.9, direkt ab Gulfstream-Werkflugplatz Savannah/Georgia. Dassault gibt mit der neuen Falcon 6X einen Ausblick auf die noch ausstehende Zulassung. Airbus Corporate Jet zeigt seine A350 mit drei Schlafzimmern. Auch der A321ACJneo ist gelandet. Bei Boeing war noch nicht klar, ob die 787-900 BBJ nach Genf findet. Der 737-BBJ ist schon dort. Bombardier zeigt seine Global 7000. Klar ist: Textron und Embraer sind auch da.

Der Privatjet als Arbeitsgerät für effizientes Zeitmanagement

35 Flugzeuge zu sehen auf dem Static Display der EBACE 2023

Die Veranstalter der Messe, die EBAA ( European Business Aviation Organisation) und die US-amerikanische Schwesterorganisation NBAA (National Business Aviation Organisation) vermelden im Vorfeld rund 250 registrierte Aussteller. Das ist ein Viertel weniger als 2022 und deutlich weniger als im letzten Jahr vor der Pandemie. Das Vorfelddisplay verzeichnet Lücken, immerhin sind 34 Flugzeuge zu sehen. Zwar sind die Auftragsbücher der Hersteller prall gefüllt und Neuerungen damit leider nicht in Sicht, doch der Flugzeugmarkt für gute Gebrauchte ist weiterhin völlig ausgetrocknet.

Mondpreise: Zurzeit kein Markt für gute gebrauchte Flugzeuge

Auch die unterbrochenen Lieferketten machen sich deutlicher bemerkbar als im vergangenen Jahr. Das Verknappen von Produktions-Kapazitäten, um Preise aufrecht zu erhalten, wirkt. Es brodelt mal wieder in der Business Aviation, die eine dringende Konsolidierung benötigt. Das zeichnet sich daraus für 2024 unausweichlich ab.

EBACE: Neuer Flugzeugkauf zum aktuellen Dollarkurs bietet sich an

Der Dollarkurs begünstigt das Flugzeug-Investment. Momentan ist die Luftfahrt-Leitwährung starken Schwankungen ausgesetzt. Was auch die Nachfrage nach variabel verzinsten Finanzierungen drückt. Die UHNWI (Ultra-High-Net-Worth-Individuals), jener natürliche Personenkreis über 30 Millionen Euro Nettovermögen, hat aus der Krise 2008 gelernt, kein zweites Mal 30 Prozent Wertverlust auf das eigene Flugzeug-Asset zu akzeptieren. Das zeigen aktuelle Schwierigkeiten, überhaupt an ein Flugzeug zu gelangen. Mondpreise werden für jegliches Fluggerät bezahlt, auch für jene, die lange Zeit niemand haben wollte.

Während in Frankreich im vergangenen Jahr intensiv diskutiert wurde, Businessjet-Flüge einzuschränken, gibt es in Deutschland keine offiziellen Zahlen zu den verursachten Treibhausgasen. Dem Verband von Unternehmen der Geschäftsluftfahrt (German Business Aviation Association, GBAA) sind keine Zahlen bekannt. Fakt ist, es wird viel geflogen. Die Pandemie hat dazu beigetragen, ein neues Bewusstsein dafür zu erreichen.

Über den Autor

Martin Schäfer

Was für den 1971 geborenen Westerwälder 1992 in Los Angeles mit der FAA-Lizenz begann, wurde pure Leidenschaft – die Aviatik. 1994 wurde der deutsche PPL in Siegerland (EDGS) anerkannt. Bevorzugt fliegt Martin Schäfer in den USA und Kanada. Nach Jahren in den visuellen Medien, sowie als internationaler Aviation-Portfolio-Manager für Großbanken in Zürich, London und Luxemburg, folgen nun der IFR in den USA und die Wasserflugberechtigung (SEP) in Kanada – sowie der Einstieg beim fliegermagazin.

Schlagwörter

EBACEBusiness Aviation

Read More

Nach oben
Schon gesehen ?
Viele coole Shirts und Geschenkideen in unserem Shop ...
Zum Shop
Nein, Danke.
Jetzt anrufen