DFS steckt Schutzbereiche neu ab

(Quelle: aero.de)

Aufbau einer Windkraftanlage, © Siemens

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LANGEN – Windenergie soll vermehrt an Land erzeugt werden. Dazu braucht es mehr geeignete Flächen – und die sind knapp. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat in ihrem System 21.000 Quadratkilometer Sperrflächen um bodengebundene Navigationsanlagen freigeräumt – in Rekordzeit.

Drehfunkfeuer senden Funksignale an Flugzeuge, die bei der Navigation helfen. Bisher galt rund um die Funknavigationsanlagen in der Regel ein 15-Kilometer-Schutzradius. So soll die Gefahr minimiert werden, dass die Funksignale gestört werden.

Das Problem: Die quer über die Bundesrepublik verteilten Anlagen schränken die Planungsfläche für neue Windkraftanlagen ein.

Innerhalb von nur sechs Monaten hat die DFS nun eine Neubewertung der Anlagenschutzbereiche um insgesamt 40 bodengebundene Navigationsanlagen abgeschlossen.

“Mit nur einer Ausnahme wurden alle Schutzbereiche von 15 auf sieben Kilometer reduziert”, teilte die Flugsicherung mit. “Damit steht nun eine Fläche von über 21.000 Quadratkilometern zusätzlich für die Windkraftnutzung zur Verfügung.”  Modernere satellitengestützte Navigationsverfahren ermöglichten zudem den “weiteren Abbau von Funkfeuern”.

Grundlage für die Verkleinerung der Schutzumkeise sind neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Diese hatte die DFS gemeinsam mit der Physikalisch-Technischen-Bundesanstalt (PTB) im Rahmen des vom BMWK geförderten Forschungsprojekts WERAN (“Wechselwirkung Windenergieanlagen und Radar/Navigation”) gewonnen.

“Ziel war es, den störungsfreien Betrieb von Flugsicherungsanlagen zu gewährleisten und dabei so weit wie möglich energiepolitische Belange zu berücksichtigen”, heißt es aus Langen.

Schutzbereich schrumpft als drei Viertel

Auf dieser Grundlage begann die DFS am 1. August 2022, die Schutzbereiche von bundesweit 40 Doppler-Drehfunkfeuern (D-VOR) neu zu bewerten – und festzulegen, ob diese auf den von der PTB vorgeschlagenen Radius von sieben Kilometern verkleinert werden können. Innerhalb dieses Radius müssen bei Bauvorhaben Flugsicherungsaspekte berücksichtigt werden.

DFS steckt Schutzbereiche neu ab, © DFS

 “Nur beim Doppler-Drehfunkfeuer Kempten im Allgäu sind die vermessenen Störbeiträge zu groß, um den Schutzbereich uneingeschränkt auf sieben Kilometer reduzieren zu können”, teilte die DFS mit. Bei den übrigen 39 Doppler-Drehfunkfeuern konnte die DFS den Radius reduzieren.

Für den Ausbau der Windenergie zählt allerdings weniger der Radius, sondern eher die zur Verfügung stehende Fläche – und das bedeutet: Bei Verkleinerung des Radius wird nur noch weniger als ein Viertel der ursprünglichen Fläche als Schutzbereich benötigt.

In Deutschland werden aktuell insgesamt 50 bodengebundene Drehfunkfeuer betrieben, darunter die 40 D-VOR und weitere zehn konventionelle Drehfunkfeuer (C-VOR). Die in Bezug auf Windkraftanlagen störanfälligeren C-VOR werden mit Ausnahme der Anlage auf der Insel Helgoland gerade in unempfindlichere D-VOR um- oder gänzlich abgebaut.

“Mit der Einführung moderner, vermehrt satellitengestützter Navigationsverfahren sind seit 2002 von ursprünglich rund 70 bereits 20 Drehfunkfeuer abgebaut worden”, erklärte die DFS weiter. “Ab dem Jahr 2030 werden nur noch etwa 30 Anlagen benötigt. Der Rest wird vollständig abgebaut.”

Bedeutung von Windkraft nimmt zu

Durch mehr Strom aus Wind- und Solarkraft hat die EU einer aktuellen Untersuchung zufolge seit Ausbruch des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zwölf Milliarden Euro für Gasimporte einsparen können.

“Dank wachsender Kapazitäten und günstiger Wetterbedingungen haben Wind- und Solarenergie seit Beginn des Krieges eine Rekordmenge an EU-Strom produziert”, heißt es in einer Analyse der Denkfabrik Ember Climate.

Von März 2022 bis Ende Januar produzierte die EU der Denkfabrik zufolge zehn Prozent mehr Wind- und Solarstrom als im gleichen Zeitraum von 2021 bis 2022. Somit sei mehr als ein Fünftel (23 Prozent) des Stroms in der EU aus Solar- und Windkraft gekommen und damit anteilig so viel wie noch nie.

Insgesamt seien zusätzlich 50 Terawattstunden Strom erzeugt worden. Für die gleiche Menge hätte die EU dem Bericht zufolge 90 Terawattstunden Gas importieren müssen, die zwölf Milliarden Euro gekostet hätten. Die Denkfabrik legt dafür eigenen Angaben zufolge Durchschnittspreise aus dem Untersuchungszeitraum zugrunde.

Insgesamt gingen die Gasimporte in die EU der Analyse zufolge um fünf Prozent zurück. Russisches Gas mache 16 Prozent der Importe aus, vor der Invasion in die Ukraine seien es noch 40 Prozent gewesen. Fossile Brennstoffe durch Wind- und Solarenergie zu ersetzen, sei die einzige Möglichkeit für die EU, “dauerhafte Energiesicherheit und Unabhängigkeit zu erreichen”, heißt es in der Schlussfolgerung des Berichts.

© aero.de, dpa-AFX, DFS Abb.: Siemens

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