Das traurige Ende einer der schönsten Boeing 747

(Quelle: aero.de)

British Airways Boeing 747-400, © British Airways

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LONDON – Eigentlich war sie in Sicherheit. Dachte man. Corona hatte ihr und ihren Schwestern zwar abrupt den Garaus gemacht, aber immerhin sollte die British Airways-747 im BOAC-Farbkleid in Wales eine dauerhafte Ruhestätte finden. Jetzt wird sie doch zerlegt. Nachruf auf ein Flugzeug.

Als wir uns das erste (und letzte) Mal begegneten, stand sie noch voll im Saft und unter Strom. Damals, es war Mai 2022, machte ich in meinem Großbritannien-Kurzurlaub auch in Südwales Station. Natürlich nicht aus Zufall. Nein, ich war eigens angereist, um sie zu treffen.

Sie, die “Queen of the skies” in den Farben der British Airways-Vorgängerin BOAC, die seit rund einem Jahr voll funktionsfähig, aber wenig königlich auf dem Vorfeld des Flughafens St. Athan parkte. Zum 100. Geburtstag der britischen Zivilluftfahrt hatte man ihr 2019 das BOAC-Kleid spendiert.

Zwei andere 747-400 hatten historische British Airways-Anstriche erhalten. Doch ein Jahr später kam Corona – und die gesamte Jumbo-Flotte der Briten landete unversehens auf dem Abstellgleis.

Die Masse der Maschinen, das war schnell klar, fiel der Verschrottung anheim. Vier ihrer insgesamt 31 Boeing 747-400 wollte British Airways aber für die Nachwelt erhalten – und darunter sollte auch die BOAC-Queen sein. Für mich war die Lackierung der BA-Vorgänger-Airline schon immer eine der schönsten gewesen, die ein Flugzeug, erst recht ein Jumbo-Jet, überhaupt tragen konnte.

Und so war ich persönlich ziemlich erleichtert über diese Nachricht. Der Plan sah vor, den Vierstrahler in St. Athan auszustellen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Federführend hierbei sollte der ortsansässige Flugzeugverwerter Ecube Solutions agieren. Vielleicht ein schlechtes Omen, wenn man mit dem Wissen von heute daran zurückdenkt.

Pläne in Südwales

Damals allerdings war die Absicht, die BOAC-Boeing zu retten, durchaus aufrichtig. Noch im Mai 2022 schwärmten Vertreter der Ecube-Schwesterfirma Plane Reclaimers, die Flugzeugteile an Privatleute verkauft, bei meinem Besuch von dem Vorhaben.

Sie seien selbst große Jumbo-Fans, sagten sie, während sie mich durch alle bekannten und (mir bis dahin) unbekannten Ecken des Großraumjets führten – und der Gedanke, die 747 im BOAC-Kleid als Museumsflugzeug oder Event-Lokalität in die Zukunft zu retten, ließ ihre Augen leuchten. Klar war allerdings auch damals schon: Wenn aus den großen Plänen etwas werden sollte, musste das Flugzeug raus aus dem Flughafengelände, auf die gegenüberliegende Seite des Sicherheitszauns.

Plan gescheitert: Verschrottung

Diese Hürde war für das Projekt wohl zu hoch. Ein gutes Jahr später ist das Leuchten in den Augen allem Anschein nach der Ernüchterung gewichen. Bereits im Juni kursierten die Gerüchte, die BOAC-Maschine mit dem Kennzeichen G-BYGC werde ausgeweidet. Auch erste Fotos, die das bestätigen sollten, machten die Runde.

British Airways BOAC 747-400 wird verschrottet, © YSL

 Als ich meine Kontaktpersonen bei Ecube und Plane Reclaimers darum bat, mich aufzuklären, erhielt ich wochenlang keine Antwort. Bis es dann Mitte August tatsächlich offiziell wurde: Nach ausgiebiger Bewertung der Situation habe man festgestellt, dass das Ziel, einen geeigneten Standort für das Flugzeug zu finden, “aufgrund der begrenzten Möglichkeiten” nicht erreichbar sei, so das Statement aus St. Athan. Deshalb wird die G-BYGC jetzt doch verschrottet. Ein Jammer!

Andenken für Fans

Aktuelle Videos von vor Ort untermauern, dass der Zerlegungsprozess bereits weit fortgeschritten ist: Die APU und die Triebwerke fehlen, im Seitenleitwerk klaffen Löcher, auch die Flügel hat man der einstigen Königin schon gestutzt.

Ein trauriger Anblick für Luftfahrtfans, denen – genau wie mir auch – nur ein schwacher Trost bleibt: Einzelne Teile der BOAC-747 sollen bald über den Webshop der Plane Reclaimers käuflich zu erwerben sein – als Andenken. Man mag das, vor dem Hintergrund der ursprünglichen Pläne, für aviatische Leichenfledderei halten. Aber immerhin finden sich die Reste der vielleicht schönsten 747-400 Großbritanniens damit nicht ausschließlich im Supermarktregal als anonyme Konservendosen wieder.

© FLUG REVUE – Patrick Zwerger Abb.: British Airways

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