“Bei der Ersttarifierung laufen Sie nie offene Türen ein”

(Quelle: aero.de)

Discover Airlines, © Discover Airlines

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FRANKFURT – Tarifverhandlungen zwischen Lufthansa und Piloten verlaufen selten geräuscharm. Drei Streikrunden binnen sechs Wochen – wie bei Discover Airlines – sind aber auch für Lufthansa-Verhältnisse ungewöhnlich viel. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit fordert jetzt ein Machtwort des Konzerns.

Cockpit ist mit der Beteiligung am Pilotenstreik bei der Lufthansa-Tochter Discover zufrieden. Während des Streiks habe das Unternehmen nur einen kleinen Teil der Flüge durchführen können – und dies nur unter Mithilfe von Flugzeugen und Besatzungen anderer Gesellschaften des Lufthansa-Konzerns.

Es war der dritte Ausstand der Discover-Piloten nach einem fünfstündigen Warnstreik kurz vor Weihnachten und einem regulären Streik über einen ganzen Tag Ende Januar.

Die Gewerkschaft streitet für einen Erst-Tarifvertrag bei der vor zweieinhalb Jahren gegründeten Gesellschaft, die mit 24 Flugzeugen unter anderem dem Ferienflieger Condor Konkurrenz machen soll – kein Selbstläufer.

“Vieles von dem, was wir gerade bei Discover erleben, ist völlig normal”, sagte VC-Tarifexperte Marcel Gröls aero.de. “Bei der Ersttarifierung laufen Sie nie offene Türen ein und natürlich streitet man sich über Vergütungsniveaus und Produktivität und vieles mehr.”

Die Verhandlungen ziehen sich inzwischen über 13 Monate. Cockpit fühlt sich hingehalten – und nicht nur das. “Das Unternehmen versucht neuerdings, Vergütungs- und Arbeitsbedingungen mit dem Betriebsrat zu vereinbaren und so die VC zu umgehen”, sagte Gröls. “Da muss eigentlich der Konzern einschreiten.”

Die Airline warf Cockpit hingegen öffentlich vor, “andere Interessen” als “gute Lösungen für die Mitarbeitenden” verfolgen.

Discover hatte von der Gewerkschaft den Abschluss einer “Sozialpartnerercharta” gefordert, verbriefte Spielregeln für Tarifverhandlungen und etwaige Eskalationsstufen. Cockpit lehnt das strikt ab. Hinter dem Begriff “verbirgt sich die Idee, der Arbeitskampffähigkeit der VC Ketten anzulegen”, sagte Gröls.

Cockpit werde bei Discover nach Ansicht der Gewerkschaft allenfalls branchenübliche Arbeits- und Vergütungsmodelle fixieren.

Condor-Verträge als Schnittmuster

“Wir orientieren uns durchaus an Wettbewerbern im Leisure-Segment, wie der Condor”, sagte Gröls. “Natürlich bringen wir auch den nötigen Realismus mit, was direkt bei einer Ersttarifierung lösbar ist und was in weiteren Schritten vereinbart wird.” Nach dem zweitägigen Streik will Cockpit weiter verhandeln.

“Ich schaue jetzt mit vorsichtigem Optimismus auf diese Woche und hoffe trotz allem auf einen Durchbruch, denn eines muss ich leider auch sagen: Wenn die Eskalation nicht aufhört, werden wir in der nächsten Runde Maßnahmen treffen müssen, die dem Unternehmen nicht gefallen werden”, sagte Gröls. “Und eigentlich haben wir auch genug Schnittmenge an gemeinsamen Interessen.”

© aero.de, dpa-AFX Abb.: Discover Airlines

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