(Quelle: aero.de)
HAMBURG – Der Airbus A321XLR hat die Flugerprobung aufgenommen. Der erste Prototyp ist am Vormittag in Hamburg zum Erstflug gestartet. Kommerziell ist das Programm für Airbus ein Riesenerfolg. In einem Schlüsselbereich des kompakten Transatlantikers fordert die Luftfahrtaufsicht EASA noch zusätzliche Absicherungen.
New York – Glasgow und New York Bogotá: United hat bereits konkrete Streckenideen für die A321XLR. Mit 50 Flugzeugen gehört die US-Airline zu den größten Fans des Einstiegs-Langstreckenairbus.
Fast auf den Tag genau drei Jahre nach der Vorstellung des Konzepts ist am Donnerstag um 11:05 Uhr in Hamburg der Prototyp MSN11000 in die Flugerprobung gestartet. Airbus sieht für die Zulassung der A321XLR noch zwei weitere Entwicklungsflugzeuge vor – die MSN11058 und die MSN11080.
Die A321XLR ist mit deutlich über 500 Bestellungen kein Nischenprodukt im Airbus-Portfolio – das Konzept hat Airlines um den ganzen Globus überzeugt. United Airlines, American Airlines, Air Canada, JetBlue Airways, Indigo, Iberia und Wizz Air planen mit der A321XLR.
Selbst die Konkurrenz zollt Airbus Anerkennung. “Mir gefällt alles daran”, gab sich Boeing-Vorstandschef Dave Calhoun letztes Jahr überraschend als Fan der A321XLR zu erkennen. “Das ist ein richtig gutes Flugzeug.”
Clou der neuen A321neo-Version XLR (Extra Long Range) sind eine Reichweite von 8.700 Kilometern und eine Maximalkapazität von 244 Passagieren. Die Reichweite wird durch einen neuen “Rear Center Tank” (RCT) erzielt, den Premium Aerotech beisteuert.
Weil dieser hintere Rumpftank fest im Flugzeug eingebaut wird, nimmt er relativ wenig Platz im Unterdeckfrachtraum weg, bietet aber 12.900 Liter Kraftstoffvolumen, das sind 20 Prozent mehr als bei der A321LR mit Containertanks.
Airbus verstärkt Integraltank
Die EASA fordert von Airbus zusätzliche Absicherungen des Integraltanks, für die Airbus den Zeitplan anpassen musste. “Um Zertifizierungsanforderungen nachzukommen, wird die zunächst für 2023 geplante Indienststellung (der A321XLR) Anfang 2024 erfolgen”, räumte Airbus Anfang Mai eine Verzögerung ein.
Der Integraltank reicht bis unter den Kabinenboden und die Rumpfwände. Damit bietet er auf kurzer Rumpflänge relativ viel Tankvolumen, lässt aber wenig Raum für Isolationsschichten. Die EASA hatte Airbus per Sondergenehmigung technische Freiheiten eingeräumt, Risikohinweise des Konkurrenten Boeing aber anerkannt.
Boeing hatte – wie in Zulassungsverfahren üblich – die Konstruktion kommentiert. Der Konkurrent hatte insbesondere auf eine Gefährdung des Tankstruktur im Fall von Fahrwerksschäden hingewiesen.
Laut Kreisen will Airbus den Tank ohne Zugeständnisse an die Reichweite zusätzlich abschirmen – die maximale Startmasse könnte dafür leicht von 101,0 auf 101,7 Tonnen steigen, berichtete die Nachrichtenagentur “Bloomberg”.
© aero.de | Abb.: Airbus | 15.06.2022 08:52