(Quelle: aero.de)
TOULOUSE – Ein A321-Triebwerk kracht auf den Hallenboden, ein A319 überzieht beim Start. Nur auf den ersten Blick haben diese Zwischenfälle nichts gemeinsam. Tatsächlich aber doch: In beiden Fällen haben die Betreiber mit nicht zertifizierter Ausrüstung am absolut falschen Ende gespart.
Der Preis für das Haltegurtsystem war offenbar unschlagbar gut. “Der Betreiber hat den Lieferanten im Internet gefunden”, merkt Airbus zur Untersuchung eines Vorfalls beim Wechsel eines A321-Triebwerks an.
Der Austausch ging gründlich schief. Als das Triebwerk frei am Haken baumelt, schnalzt der Gurt. Der Millionen Euro teure Antrieb kracht aus mehreren Metern Höhe entlang einer Arbeitsbühne zu Boden – Totalschaden. Bei dem Vorfall, Airbus gibt weder Ort noch Datum an, wird “glücklicherweise niemand verletzt”.
Die Untersuchung ergibt, dass eine Halterung dem Gewicht des Triebwerks nicht gewachsen war. Das Gurtsystem aus dem Webshop hatte zwar die selbe Teilenummer wie das Originalsystem in der TEM-Liste für herstellergeprüftes MRO-Gerät, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen aber als “wesentlich billigerer” Fake.
“Schlechte Kopie”
Airbus hat noch ein weiteres, mindestens ebenso abschreckendes Beispiel auf Lager: Piloten starten mit einer A319. Trotz “moderater Stick-Eingaben” zieht das Flugzeug vom Fleck weg – noch vor Erreichen der Abhebegschwindkeit – hoch und erreicht in der Luft “schnell einen Anstellwinkel von 14 Grad”.
Das “aggressive Pitch-up-Verhalten” der A319 kommt nicht von ungefähr. Techniker hatten zuvor das Höhenleitwerk neu justiert und dabei “ein nicht zugelassenes Kalibrierungsgerät” verwendet. Das Instrument erwies sich als “schlechte Kopie” des zertifizierten Originalwerkzeugs, hält Airbus fest.
© aero.de Abb.: Airbus