
(Quelle: aero.de)
SEATTLE – Ryanair sichert den Flottennachschub für die nächsten zehn Jahre. Nach einem Verhandlungsabbruch Ende 2021 bestellt der irische Preisbrecher bei Boeing jetzt bis zu 300 737 MAX 10 auf einen Schlag. Boeing wird die Flugzeuge im Zeitraum 2027 bis 2033 an Ryanair liefern.
Europas größter Billigflieger Ryanair kauft wieder im großen Stil bei Boeing ein. Die Bestellung umfasse 150 Mittelstreckenjets in der neuen Langversion 737 MAX 10, teilte Ryanair am Dienstag in Dublin mit. Hinzu kämen Optionen über weitere 150 Maschinen des Typs.
Die Aktionäre müssten dem Deal noch auf der Hauptversammlung im September zustimmen. Laut Preisliste kommen die fest bestellten Maschinen auf einen Gesamtwert von etwa 20 Milliarden Dollar (18,1 Mrd Euro). Allerdings sind beim Kauf von Flugzeugen hohe Rabatte üblich. Die Boeing-Aktie legte nach den Neuigkeiten im vorbörslichen US-Handel um rund zwei Prozent zu.
Die Langversion des krisengebeutelten Jets 737 MAX muss noch von den US-Behörden zugelassen werden. Boeing musste deshalb lange zittern, weil für neue Flugzeugtypen ab diesem Jahr eigentlich erhöhte Anforderungen wie ein neues Cockpit-System gegolten hätten. Die neue Vorschrift war infolge der tödlichen Abstürze zweier 737-MAX-Jets in den Jahren 2018 und 2019 erlassen worden.
Ein neues Cockpit hätte Boeing viel Geld und Zeit gekostet. Letztlich gewährte der US-Gesetzgeber Boeing im Dezember eine Ausnahme von dieser Regel.
Ryanair betreibt bereits die 737 MAX in der Billigfliegerversion 737 MAX 8200 mit 197 Sitzen und 737-800 mit 189 Sitzen. Von 210 bestellten Flugzeugen hat Boeing bereits 98 an seinen größten Abnehmer in Europa geliefert. Die 737 MAX 10 will Ryanair mit 228 Sitzen ausstatten.
Konkurrenz- und Zeitdruck
Die Entscheidung für die 737 MAX 10 machte Ryanair auch am Wettbewerb fest. “Unsere Konkurrenten setzen mehr und mehr A321neo mit 230 Sitzen ein”, sagte Ryanair-Chef Michael O’Leary. “Damit müssen wir konkurrieren. Meiner Meinung nach ist die 737 MAX 10 das bessere Flugzeug.”
Erste Verhandlungen über einen Auftrag waren 2021 noch an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert. Im Januar nahm Ryanair den Ball wieder auf. Laut O’Leary sah sich die Airline unter latentem Zeitdruck. Das Boeing-Auftragsbuch fülle sich derzeit wieder rasant, sagte der Manager. Bei einem späteren Abschluss hätte Ryanair risikiert, Liefertermine erst “ab 2028 oder 2029” zu erhalten.
© dpa-AFX, aero.de Abb.: Boeing