
(Quelle: aero.de)
FRANKFURT – Die Rückrufwelle von GTF-Triebwerken erfasst Lufthansa. Der Konzern streicht 2024 im Schnitt 20 Airbus A320neo für Inspektionen und Instandsetzungen an den Triebwerken aus der Planung. Lufthansa will die Ausfälle durch eine längere Nutzung älterer Flugzeuge und Wetlease-Verträge kompensieren.
Das Materialproblem bei PW1100G-Triebwerken zieht weitere Kreise als zunächst angenommen.
Laut Pratt & Whitney müssen an rund 3.000 Triebwerken die Hochdruck-Turbinenscheiben auf mögliche Einschlüsse untersucht werden. Zuvor war der Hersteller von maximal 1.200 betroffenen Triebwerken ausgegangen.
“Das wird erhebliche Auswirkungen auf uns und alle anderen A320neo-Betreiber haben”, ordnete Lufthansa-Chef Carsten Spohr die neue Dimension des Problems am Dienstag bei einer Luftfahrt-Konferenz der US-Handelskammer im Washington ein.
Lufthansa rechnet über das komplette nächste Jahr im Schnitt mit Ausfällen von 20 A320neo oder A321neo. Noch im August war Spohr von weitaus geringeren Auswirkungen des Problems auf die eigene Flotte ausgegangen.
Der Lufthansa-Konzern gehört zu den größten A320neo-Betreibern weltweit. Entstehende Lücken in der Einsatzplanung will Lufthansa durch eine längere Nutzung älterer A320 und neue Wetlease-Verträge schließen. Das “zweistellige Wachstumsziel” für 2024 steht aber auf der Kippe, räumte Spohr ein.
ME16 groundet A320neo
Der Fehler geht auf das verwendete Metallpulver ME16 zurück. Pratt & Whitney vermutet, dass von 3.000 untersuchten Triebwerken an “600 bis 700” Reparaturen fällig werden. Mutterkonzern RTX rechnet mit einer einer Belastung von 3,5 Milliarden US-Dollar, der deutsche Programmpartner MTU legt eine weitere Milliarde US-Dollar auf die Seite.
Weltweit werden im ersten Halbjahr 2024 laut Pratt & Whitney in der Spitze 600 bis 650 A320neo wartungsbedingt ausfallen – fast die Hälfte der weltweit mit diesem Triebwerkstyp fliegenden A319neo, A320neo und A321neo. Im Schnitt werden 2024 laut RTX 350 A320neo am Boden bleiben. Die Fehlerkorrekturen will Pratt & Whitney bis 2026 abschließen.
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