(Quelle: fliegermagazin)
Das erste Ganzmetall-Flugzeug der Welt – die Junkers F13 – hebt künftig zum Rundflug über das Dreiländereck ab. Premiere auch an drei deutschen Flugplätzen.
Wenn der Nachbau der „JUNKERS F13“ nach dem Start abhebt, ist das für die Fans des ersten zivilen Ganzmetall-Flugzeugs ein erhabenes Gefühl.
Die „Junkers F13“ war das erste Ganzmetall-Flugzeug der Welt. Die wenigen letzten Originale des „Oldtimers der Lüfte“ finden Fans heute nur noch in Museen. Doch jetzt können Interessierte zwei flugfähige Nachbauten des einmotorigen Tiefdeckers wieder am Himmel beobachten oder sogar einen exklusiven Rundflug mit dem legendären Luftfahrzeug buchen. Denn der „Verein Junkers Luftverkehr“ (VJL) führt vom Flugplatz Altenrhein über das Dreiländereck am Bodensee und erstmals auch in Deutschland einige Passagierflüge im historischen Ambiente durch.
Passagiere können Pilot über die Schulter schauen
Ebenso wie bei der ursprünglichen „Junkers F13“, die am 25. Juni 1919 ihren Erstflug absolvierte, können die Passagiere bei dem Nachbau aus ihrer geschlossenen Kabine durch ein kleines Frontfenster dem Piloten im halb offenen Cockpit über die Schulter schauen und durch große Seitenfenster den Blick aus der Vogelperspektive auf die schöne Landschaft genießen.
Während früher vier Personen in der für damalige Verhältnisse luxuriösen Kabine ihren Platz fanden, werden aktuell nur zwei Passagiere befördert. Dies bietet für die Gäste mehr Bequemlichkeit.
Gepolsterte Ledersitze in der Passagierkabine sorgen für bequemen Sitzkomfort während des Flugs mit der „JUNKERS F13“. Eine Reise oder ein Rundflug in dem Ganzmetall-Flugzeug aus den Anfängen des zivilen Luftverkehrs ist ein besonderes Erlebnis. © Foto: Ugo Vincenzi
Originalgetreuer Nachbau mit modernen Instrumenten
„Wir haben die F13 so originalgetreu wie möglich rekonstruiert, beim Nachbau wurden allerdings heutige Sicherheitsstandards der Luftfahrt berücksichtigt. So wurden im Cockpit moderne Instrumente zur Steuerung und Kontrolle des Flugzeugs verbaut“, erklärt Bernd Huckenbeck (62). Er ist Vorsitzender des „Vereins Junkers Luftverkehr“ in Altenrhein (CH) und hatte 2009 zusammen mit Dieter Morszeck (70) die Idee zur Rekonstruktion der „Junkers F13“ als „Ur-Mutter des zivilen Luftverkehrs“.
Seit 2013 realisierte Huckenbeck zusammen mit dem Kölner Unternehmer Morszeck (RIMOWA), vielen Luftfahrt-Ingenieuren und -Mechanikern sowie Piloten das Projekt, „um die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen“.
Der Co-Pilot winkt den Zuschauern der OldtimAIR Flugparade 2022 in Stanserhorn (Schweiz) freundlich aus dem offenen Cockpit der „JUNKERS F13“ zu. © Foto: Ugo Vincenzi
Beginn der zivilen Luftfahrt nach dem Ersten Weltkrieg
Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs (1914 – 1918) begann mit der Serien-Fertigung der „Junkers F13“ das Zeitalter der zivilen Luftfahrt. Allerdings war die Nutzung als Verkehrsmittel damals in der Regel nur wohlhabenden Personen oder Politikern und Industriellen vorbehalten. Weiterhin wurden die Flugzeuge auch gerne für den Posttransport und als Business- oder Ambulanz-Flugzeuge sowie für Rundflüge eingesetzt. Zum Komfort der Kabine gehörten schon damals Polster- oder Ledersitze. Die normalen Bürger konnten sich allerdings noch keine solchen Flugreisen leisten. Höchstens vielleicht einen schönen Rundflug“, weiß Huckenbeck aus der Geschichte der Luftfahrt zu berichten.
Der einmotorige Tiefdecker „JUNKERS F13“ mit laufendem Propeller am Boden kurz vor dem Start. Aufgenommen auf demFlughafen St. Gallen/Altenrhein im Juli 2022.© Foto: Junkers Flugzeugwerke AG
Mehr als 330 Junkers F13 in 40 Ländern der Erde
Insgesamt wurden zwischen 1919 und 1933 mehr als 330 Junkers-F13-Flugzeuge gebaut und weltweit in rund 40 Länder exportiert. Etwa ein Drittel der produzierten Maschinen war direkt in Deutschland eingesetzt, wo diese bei den Junkers-Flugzeugwerken in Dessau entwickelt und gebaut wurden. Sie bildeten auch den Grundstock für die erste Flugzeugflotte der Linien der heutigen „Lufthansa“.
Fünf fluguntaugliche Originale noch in Museen erhalten
Heute gibt es allerdings kein flugfähiges Exemplar der F13 aus dieser Anfangszeit der zivilen Luftfahrt mehr. Nur noch fünf F13 als Ausstellungsstücke sind in Museen erhalten. Deshalb kam es zur Idee des Nachbaus. Die Baujahre der zwei weiteren Maschinen sind 2022 und 2023. Sie sind am Flughafen St. Gallen- Altenrhein in Thal in der Schweiz stationiert. Eine F13 Replica kostet rund drei Millionen Euro.
Rundflug-Angebot mit Junkers-F13-Replica über die Region
Informationen zur glanzvollen Geschichte des ersten Ganzmetall-Flugzeugs „Junkers F13“ und zu den einzigartigen Nachbauten sowie den exklusiven Rundflug-Angeboten in den weltweit einzigartigen Replicaten gibt es im Internet. Ein Flug mit dieser F13 muss allerdings rechtzeitig gebucht werden und ist aus luftfahrtrechtlichen Gründen nur mit einer vorherigen Mitgliedschaft im „Verein Junkers Luftverkehr“ (VJL) und einer Wartezeit von 30 Tagen möglich. Die Kosten liegen pro Flug bei rund 350 Euro.
Text: Andreas Dunker
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