BER-Standort war für Brandenburg nur dritte Wahl

(Quelle: aero.de)

Flughafenbaustelle Berlin Brandenburg, © FBB

POTSDAM – Fast zehn Jahre nach seinem Rücktritt als Ministerpräsident muss Matthias Platzeck im Brandenburger Landtag bohrende Fragen zur Suche nach dem Standort für den Flughafen BER beantworten. Mit der Entscheidung für Schönefeld war Platzeck seinerzeit “sehr unglücklich”.

Der frühere Brandenburger Umweltminister und spätere Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) hat in erster Linie Berlin für die Wahl von Schönefeld als Standort für den Flughafen BER verantwortlich gemacht.

Sein Umweltministerium habe 1993/94 nach einer Untersuchung mehrerer Varianten Sperenberg im Süden von Berlin als besten Standort benannt, sagte Platzeck am Freitag als Zeuge im BER-Untersuchungsausschuss des Brandenburger Landtags. Dahinter habe Jüterbog-Ost gelegen und der letztlich bestimmte Standort Schönefeld erst auf dem letzten Platz.

Maßgeblich für sein Ministerium sei gewesen, dass der Fluglärm in Sperenberg nur wenige und in Schönefeld sehr viele Anwohner betreffen würde, sagte Platzeck. Die größere Entfernung von Sperenberg von 50 Kilometern von Berlin wäre sicher beherrschbar gewesen, meinte er.

Doch Berlin habe befürchtet, dass die Hauptstadt im Fall von Sperenberg zu wenig von der wirtschaftlichen Entwicklung um den Flughafen profitieren würde. Und der Bund habe als Eigentümer keine Konkurrenz zu den Flughäfen Frankfurt/Main und München gewollt.

Im Konsensbeschluss von 1996 hätten der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD), der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen und Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) dann aber Schönefeld als Standort des Flughafens BER bestimmt. “Stolpe war damit nicht glücklich und wir im Umweltministerium waren damit sehr unglücklich”, berichtete der 69-Jährige.

Als falsch wollte Platzeck die Entscheidung für Schönefeld aber ausdrücklich nicht werten. “Wenn mein Ministerpräsident mit den anderen Eigentümern einen Standort kürt, kann es nicht ein falscher Standort sein, dann ist er sicher auch ein geeigneter Standort”, betonte er.

Kritik an Schallschutzkonzept

In der Folge habe der Schallschutz für die Anwohner für die Landesregierung sehr hohe Priorität als zentrale Frage für den Erfolg des BER in Schönefeld gehabt, sagte Platzeck. In seiner kurzen Zeit als Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft 2013 habe er den Eindruck gehabt, dass der Schallschutz für die Vertreter des Bundes und Berlins nicht so eine hohe Priorität gehabt habe.

“Es gab mehrfach Debatten und Kritik an einem unzureichenden und sehr zögerlichen Umgang mit dem Schallschutz”, berichtete der 69-Jährige. “Und ich hatte den Eindruck, dass die Flughafengesellschaft zu wenig Kraft investiert, diesen zentralen Bestandteil fertigzustellen.”

Der ehemalige Aufsichtsratschef und Brandenburger Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider erklärte, der Aufsichtsrat habe sich nicht in das Tagesgeschäft des Flughafens einmischen dürfen. Es habe daher auch kein Weisungsrecht etwa bezüglich der Fertigstellung des Schallschutzes gegeben, meinte er.

“Der Aufsichtsrat kontrolliert die Geschäftsführung nicht, der Aufsichtsrat berät die Geschäftsführung”, betonte er. Der Aufsichtsrat habe sich aber regelmäßig über die Fortschritte beim Bau des Flughafens und beim Schallschutz berichten lassen.

© dpa-AFX Abb.: FBB

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