
(Quelle: flugrevue.de)
Es war ein öffentlicher Rüffel, den sich Russlands Industrie- und Handelsminister Denis Manturow am 11. Januar von seinem Chef abholen musste: “Was spielst Du hier den Narren?”, herrschte Staatspräsident Putin seinen Minister vor laufender Kamera an. Bei der im Fernsehen übertragenen Videokonferenz ging es, neben anderen Themen, um die Pläne der Regierung, den Bau einheimischer Flugzeuge massiv hochzufahren. Und Putin war mit der Performance Manturows diesbezüglich sichtbar unzufrieden, denn er sah ein Problem: “Die Verträge fehlen noch, sagen mir die Direktoren der Flugzeugwerke!” Der kleinlaute Minister versprach, die unterschriebenen Kontrakte im ersten Quartal zu liefern. Doch Putin befahl: “Das ist zu spät. Höchstens vier Wochen!”
Riesige Herausforderung
Etwas anders sieht es beim Suchoi Superjet und der Irkut MS-21 aus, deren Grundkonzeption zu großen Teilen auf Komponenten westlicher Zulieferer fußt. Hier muss Russland wegen der geltenden Sanktionen schnell heimischen Ersatz finden. Und auch, wenn diese “Importsubstitution” in vielen Bereichen schon vor Jahren anlief, ist das alles andere als trivial. Schließlich zählen zu den betreffenden Komponenten auch so komplexe Dinge wie die aktiven Sidesticks der MS-21, die eigentlich von Collins aus den USA kommen sollten. Auch Turbofans, Fahrwerke, Hilfsturbinen, Hydraulik, Avionik, Kraftstoffsystem oder Kabinenisolierung müssen durch russische Pendants ersetzt werden. Zwar gibt es für viele dieser Punkte bereits passende Lösungen – allen voran bei den Triebwerken. Aber um diese Lösungen im großen Stil herzustellen, braucht es ein breites Netzwerk an Zulieferbetrieben mit entsprechender Kapazität. All das gab es in dieser Größenordnung in Russland seit den 90ern nicht mehr und muss in weiten Teilen erst neu etabliert werden.